Die Montagswolke 6 …

Hallo Montag,

da bist du ja schon wieder …

… und zeig mal, was du mitgebracht hast …

Die Merkurperspektive

Es ist Freitagvormittag.
Ich sitze in Hamburg in der Lobby unseres Hotels, mit Blick auf das Atlantic-Hotel, und denke über meine nächste Montagswolke nach.
Mein Blatt ist leer. Absolut leer. Weiß und unbeschrieben.

Im Juli steckte ich noch voller Ideen.
Ich kam kaum hinterher alles zu notieren und hoffte, der August würde ähnlich werden, doch nun herrscht Leere in meinem Kopf. Ich fühle mich alles andere als inspiriert.
Stattdessen fällt mir der Steuerbescheid ein. Denke an den Einspruch, dass ich mich nach der Rückkehr von Hamburg noch mal damit beschäftigen muss.
Schnell verscheuche ich den Gedanken.

Die Klimaanlage des Hotels funktioniert bestens, stelle ich fest. Mich fröstelt’s. Ich streiche mir über die Arme. Hätte ich nur eine Jacke mitgenommen. Aber hey, gestern Abend,  als wir – zusammen mit unendlich vielen Fußgängern, zielorientierten Joggern und Radfahrern – an der Außenalster spazieren gingen, da hatte ich einen Pullover mit. Zwei Sekunden nachdem wir das klimatisierte Hotel verlassen hatten, habe ich es bereits bereut.
Wie konnte ich nur glauben, dass es abends am Wasser frisch werden könnte… an einem heißen Augusttag …

Jetzt hätte ich diesen Pullover gerne angezogen, denke ich seufzend, doch der liegt oben im Koffer.
Stattdessen bestelle ich mir einen heißen Cappuccino und blicke in den Himmel.
Draußen gibt es heute genug Wolken. Regenwolken, Gewitterwolken, aber keine Montagswolken. Mein Blatt ist immer noch leer.

Mein Blick streift die Weltkugel auf dem Atlantic-Hotel.

Die Leere in meinem Kopf beginnt zu bröckeln, und nach ein bisschen rumgoogeln schwebe ich auf einer Wolke ins All, zu einem anderen Planeten unseres Sonnensystems …

Setzt euch einfach auf eine Wolke und folgt mir ins All. 
Stellt euch vor, ihr wäret Merkurianer. Ein Wesen, das auf dem Planeten Merkur lebt bzw. leben würde, wenn es dort Leben gäbe.

Der Merkur ist nicht mal halb so groß, wie unsere schöne Erde. Und nachdem der ehemalige Planet Pluto zu den Zwergplaneten abgeschoben wurde, ist der Merkur nun der kleinste Planet unseres Sonnensystems. Er ist von den noch übrig gebliebenen 8 Planeten der Sonne am nächsten.

Auf dem Merkur wird es tagsüber ca. 400 Grad C heiß, dafür kühlt es nachts auf bis zu – 200 Grad C ab. Sollte euch das Erdenwetter also mal zu heiß oder zu kalt vorkommen … aber das nur mal so am Rande.

Worauf ich eigentlich hinaus will:
Ein Tag auf dem Merkur dauert 1.407,6 Stunden. Wisst ihr, was das bedeutet?
Dass ein Montag auf dem Merkur praktisch eine halbe Ewigkeit dauert.
Würdet ihr dort leben, wäre euer Montag so lang wie 58,65 Montage auf der Erde, und der Weg zum Wochenende wäre … na ja, mehr als lang.

Aus dieser Merkurperspektive betrachtet, ist ein Montag bei uns doch eigentlich ziemlich kurz, nicht wahr? Den sitzt man sozusagen auf einer Backe ab.

Daher, mein heutiger Tipp an alle, die Montage im Allgemeinen hassen oder die speziell diesen Montag ganz furchtbar finden, begebt euch einfach mal in die Merkurperspektive, denkt daran, wie lange dieser Montag dauern würde, wenn ihr Merkurianer wäret …
Und dann denkt daran, dass ihr auf der guten alten Erde lebt und der Montag nur kurze 24 Stunden dauert.

Na? Wie fühlt sich das an? Ist es nicht eine große Erleichterung? Macht der Montag da nicht richtig Spaß?

Ich wünsche euch einen superschönen Erdenmontag und einen zauberhaften Start in eine neue Woche,

  Martina Hildebrand